Eine
Grundregel lautet: „Wenn man etwas gibt, muss man auch etwas dafür
erhalten“ (Stichwort Kompensation)
Spassky-Petrosjan
(1966)
Schwarz
schielt mit drei Figuren in Richtung g2. Der Bauernvorstoß d4
verbunden mit einem Einschlag auf g2 liegt in der Luft. Dummerweise
ist aber der Tg4 angegriffen. Was also tun? Den Turm zurückziehen um
das Angriffsmotiv auf g2 aufrechtzuerhalten? Petrosjan entschied sich
für einen anderen Weg
24.
… Sxe5!
Ein
Qualitätsopfer!
25.
Sxg4 hxg4
Damit
ist der Traum vom Einschlag auf g2 begraben
26.
e4 Ld6!
Natürlich
nicht 26. dxe4? 27. Lxe5 Dxe5 28. Dd8#
27.
De3
Objektiv
nicht das Stärkste. Das Schachprogramm Rybka
gibt
hier dxe4 ( mit gewinnbringendem Vorteil) und g3 (mit klarem Vorteil)
an. Beide Varianten weisen aber eine gewisse taktische Komplexität
auf.
Mir
gefällt, dass Petrosjan hier eine stratgische und recht
unkomplizierte Abwicklung wählte, die aber gerade durch ihre
einfache
Logik besticht
28.
Lxd6 Dxd6 29. Td4 e5 30. Td2
30.
… f5!!
Ein
Hammerzug, der offenbar macht wie schlecht die weißen Aktien
eigentlich stehen
31.
exd5
Halten
wir einen Moment inne und beschäftigen wir uns kurz mit exf5
_______________________________________
_______________________________________
31.
exf5 Sf6!
In
dieser Variante hätte Schwarz als Kompensation für die Qualität
ein bewegliches
Bauernzentrum (+Mehrbauern) erhalten.
Der gelegentliche Vorstoß d4 zwecks Freilegung des Lb7 in Verbindung
mit h3 liegt in der Luft
Das
verlockende 32. Dh6 würde mit dem brillianten … Se4!!
33. Dxd6 Sxf2+ 34. Kh2 g3# beantwortet.
Und
32. f3 Sh5! 33. fxg4 Sg3+ 34. Kh2 d4! hätte auch keinen Spaß
gemacht
____________________________________________________
31.
… f4 32. De4
Die
schwarze Bauernphalanx am Königsflügel läßt nicht Gutes erahnen.
Weit und breit kein weißes Gegenspiel und schwarz beordert seine
Figuren nun in Richtung weißer König
32.
...Sf6 33. Df5+ Kb8 34. f3
Andere
Züge wären auch nicht viel besser gewesen
… Lc8!
35. Db1 g3!
Ein
„Sargnagel“ wird installiert
36.
Te1 h3! 37. Lf1 Th8! 38. gxh3 Lxh3 39. Kg1 Lxf1 40. Kxf1
40.
… e4!
Der
entscheidende Durchbruch! 41. fxe4 f3! mit Mattdrohung 42.
Th1 verbietet sich augenscheinlich
41.
Dd1 Sg4!!
41.
Dd7 oder 41. De5 hätten hier auch gewonnen. Aber der
wunderschöne Textzug demonstriert die schwarze Übermacht am
Königsflügel
42.
fxg4 f3
43.
Tg2 fxg2
Hier
gab Weiß auf.
44.
Kxg2 Df4 45. Tf1 Th2+ 46. Kg2 De3+ wollte er sich dann doch nicht
mehr zeigen lassen
0-1
Fazit:
In der Ausgangstellung trennte
sich Schwarz von der g2-Idee und opferte stattdessen die Qualität
(Turm für Springer + zwei Bauern)
Entscheidender
als die materielle Kompensation dann der Vormarsch der eigenen
Bauern. Sie schufen Raumvorteil
und Angriffschancen und
schränkten gleichzeitig die weißen Figuren in ihrer Wirkung ein.
Es kam nicht einmal der Ansatz eines Gegenspiels auf.
Die Partie ist mit
einer so kristallklaren Logik gespielt, dass man fast davon ausgehen
muss, dass Petrosjan zum Zeitpunkt des Qualitätsopfers schon das
Schlussbild vage vorgeschwebt haben könnte.
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