Dienstag, 25. Februar 2014

Über eine zweite Schwäche und ein Laskerzitat

Schach hat viel mit dem Erzeugen und Ausnutzen von Schwächen zu tun. Dabei gilt die Faustregel: Eine Schwäche reicht meist nicht zum Sieg, zwei Schwächen aber schon!
Und wo wir schon einmal beim Allgemeinen sind, hier noch ein Lasker-Zitat:„Dies sind die drei Momente, die dem Endspiel seinen Charakter geben: Die Offensivkraft des Königs, der Freibauer, der Zugzwang

In dem ersten Beispiel werden die obigen Schachweisheiten eindrucksvoll demonstriert


In diesem ungleichfarbigem Läuderendspiel besitzt Weiß einen Mehrbauern, der leicht zu einem entfernten Freibauern mutieren kann
1. a5 Lg2 ( falls 1. ... Le2 wandert der König nach b6 und ermöglicht den folgenden Durchbruch ) 2. a6 bxa6 3. bxa6 Lf3 4. a7



Ist die Partie nun schon durch die Stärke des Freibauern ( 1. Schwäche von Schwarz) entschieden? Nein, ist sie nicht! Denn zur Umwandlung des Freibauern müsste der weiße König nach b8 gelangen können. Dies könnte der schwarze König aber verhindern:




Um hier beim Eingangstext zu bleiben: Eine Schwäche, Freibauer und Königsaktivität reichen nicht zum Sieg. Also muss eine zweite Schwäche her. Und die ist, wenn man genau hinschaut, auch schon vorhanden. Nämlich der Bauer h7 ist potentiell gefährdet. Aber wie könnte man das ausnutzen?



Diese mehr oder weniger zwingend herbeiführbare Stellung erzeugt bei Schwarz ein Dilemma. Er würde jetzt am liebsten Ke7 spielen und die Opposition einnehmen. Dies ist aber gemäß der Regeln nicht erlaubt. Spielt er Kf7 um den die Eroberung des h-bauern zu verhindern, läuft der der weiße König zum a-Bauern. Spielt Schwarz Kd7 fällt der B-bauer.

Hier wird schön sichtbar, wie das Vorhandensein und die Ausnutzung von zwei Schwächen zum Sieg führen können. Und auch Laskers Freibauer und Königsaktivität greifen nun. 

Ein zweites Beispiel:




Dominguez-Meier


In diesem Beispiel ist die Ausgangssituation nicht ganz so günstig, aber die Herangehensweise die gleiche wie im ersten Beispiel. Es beginnt erst einmal mit der Freibauenbildung am Damenflügel
37. Kc5 Ke8 38. Kb6 Kd7 39. c5 Ld5 40. b4 Le4 41. b5 Lf3



So einfach ist die Freibauernbildung also nicht. Aber sie kann doch durchgesetzt werden. In der Partie geschah 42. Ka7, was zu nichts führte. Richtig wäre die folgende, später nachgeholte Fortsetzung gewesen
42. Ka5 Le2 43. Le5 Lf3 44. Kb4 Lg2 45. c6+! Bxc6 46. b6



Der Freibauer ist nun auf taktischem Wege erzeugt worden. Die erste Schwäche (aus schwarzer Sicht) auf dem Brett.
c5
Schwarz hat kaum etwas Besseres, denn nach Kc5 müsste der schwarze König den b-Bauern kontrollieren. Der weiße König hätte ein leichtes Spiel zur zweiten Schwäche ( h7-bauer) zu laufen
47. Kxc5 Lb7 48. Kd4 Ke8 49. Ld6 Ld5 50. Ke5


Das schwarze Dilemma kennen wir ja schon aus dem ersten Beispiel. Schwarz würde gerne Ke7 spielen. Das erlauben aber die Regeln nicht
Kd7
Auf 50. … Kf7 folgt 51. Lc5! mit der Drohung Kd6
51. Lc5 Ke8 52. Kf6
Der h-Bauer ist nun verloren. Aber Schwarz kann eine letzte Verteidigungsbastion aufbauen
Kd7 53. Kg7 Ke8 54. Kxh7 Kf7



Das Einsperren des weißen Königs ist noch eine ganz nette Idee. Hilft aber nicht
55. h4 Le4 56. Kh6 Lf3



57. Ld4!
Zugzwang. Schwarz muss die Kontrolle über h5 aufgeben
Le4 58. h5! gxh5 59. g6+ Kg8 ( Lxg6? b7!) 60. Kxh5




Nun sind die beiden schwarzen „Schwächen“ ( Freibauern b6 und g6) gut sichtbar. Der Rest ist einfache Technik. Weiß spielt g7 und läuft dann mit seinem König zum b-Bauern

Resümee: Das Ausnutzen nur einer Schwäche und Laskersche Techniken (Freibauer, Königsaktivität) reichten in beiden Beispielen nicht aus. Erst das Ausnutzen der zweiten Schwäche und der Lasker-Techniken brachte den Sieg.
Eine gute Empfehlung für die eigenen Partien

















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