Ein
auf der siebten (oder zweiten) Reihe und in der Nähe des gegnerischen Königs stehender Bauer erzeugt oft
taktische Möglichkeiten, wie zum Beispiel in folgender Laskerstudie
Tc8+
Txc8 2. Dxa7! Kxa7 3. bxc8S+!
Eine
sogenannte Umwandlungskombination,
die das Potential des Bauern auf der siebten Reihe zeigt.
Etwas Ähnliches sehen
wir auch im nächsten Beispiel:
XRichter- N.N
1. Sf5+ Kf6? (besser Ke8)
2. e7! Lxf5? 3. e8S matt
Erneut
brachte hier die Umwandlung
des Bauern in
einen Springer den Sieg. Bei Umwandlung in eine Dame wäre Weiß
dagegen mittels 3.
… Th2+ selber
matt gesetzt worden.
Im
gerade zu Ende gegangen Turnier in Zürich spielte der Bauer auf der
siebten Reihe in zwei Partien eine große Rolle. Beide Male war der
neue Weltmeister Carlsen
beteiligt:
Carlsen-Caruana
42.
Da4! Te3 43. Da8+ Kd7 44. Db7+ Ke8 45. d7+ Kd8 46. Lh4+ Te7
Den Bauern auf der
siebten Reihe benutzend wickelte Weiß in ein gewonnenes Endspiel ab
Dc8+!
Hier wollte sich Caruana
nicht noch 47. … Dc8 48. exc8D+ Kxc8 49. Lxe7 zeigen lassen
und gab deshalb auf.
In dem zweiten
Carlsen-beispiel hätte ihm ein auf der siebten Reihe stehender Bauer
zum Verhängnis werden können
Nakamura-Carlsen
Schon ein einfacher Blick
genügt um zu erkennen, dass Schwarz am Königsflügel nach Öffnung
der h-Linie mächtig unter Druck geraten wird. So entschloss Carlsen
sich zu einem zeitweiligem Figurenopfer
26.
… Lxb2!? 27. Lxb2 Sbxc4 28. Lxc4 Sxc4 29. hxg6!
Nun ist die h-Linie
aufgegangen. Nach dem normalen 29. fxg6 30. De6+
wäre der weiße
Vorteil deutlich gewesen. Z.B nach 30. Df7 31. Txh7! Deshalb
entschied sich Carlsen wohl die Sache etwas unklarer zu gestalten
29.
… Db6
Hier nun hätte Nakamura
nach dem natürlichen 30. gxf7+ einen deutlichen Vorteil gehabt. Er
entschied sich aber für
30.
g7
Mir gefällt dieser
„Implementierung“ des Bauern in der gegnerischen Königsfestung.
Der Angriff auf der h-Linie droht eine schnelle Entscheidung zu
bringen. Was auch den Unterschied zu 30. gxh7+? Kh8! ausmacht.
Der König stünde hinter dem fremden Bauer vorerst sicher
30.
… Td8 31. Dh4 Txb2 32. Ka1 Txh2 33. Txh2 Dg6 34. Sf5! Te8 35. Dg4
Db6 36. Dh3 Dg6
Bis hierhin hatten
Nakamura alles richtig gemacht. Aber nun, wohl auch in Zeitnot,
versäumte er den Gewinn. Nach 37. Df1! b5 hätte er den
implementierten Bauer auf g7 sehr schön benutzen können
38.
… Txh7!!
Danach hätte es keine
Rettung mehr für Carlsen gegeben: 38. … Dxh7 39. Sh6+!
Kxg7 40. Dxf7 +- oder 38. … Kxh7 39. Dh3+! +-
Etwas undramatischer
hätte übrigens 38. Ka2! Gewonnen. Schwarz hätte keinen
vernünftigen Zug mehr gehabt, Eine Art Zugzwang bei
halbvollem Brett
Nakamura spielte
37.
d6?
und
nach 37.
… Sxd6 38. Sxd6 Td8 39. Sc4 Dxe4 war
Carlsen wieder im Spiel und gegen den wohl geschockten Nakamura
gelang ihm dann sogar noch ein Sieg
Wie man einen
implementierten Freibauern auf g7 mittels Turmopfer seine volle
Wirkung entfalten lassen kann, demonstrierte einmal Exweltmeister
Kasparov:
17.
g5! S6d7 18. h4! Se5 19. h5 f6 20. Se4 fxg5 21. Lxg5 Db6 22. h6 Sf7
23. hxg7 Sd7
Schon erstaunlich wie
Kasparov innerhalb von nur sechs Zügen die gegnerische Königsfestung
erschüttert hat. Nun sicherte er erst einmal den Bauern g7
24.
Sf6+ Sxf6 25. Lxf6
Wahrscheinlich hatte er
hier schon das spätere Turmopfer auf h7 im Auge
25.
… Db5 26. Th1! Lb6 27. Df3 Se5 28. Sf5!
Ein schönes Damenopfer
28.
…. Sf7
Die
Annahme des Opfers hätte nach
28. … Sxf3?? 29. Sh6+ zu
einem wunderschönen Mattbild geführt
Aber auch so spielte
Kasparov thematisch
29.
Txh7!
Das
Matt nach 29.
… Kxh7 30. Dh5+ Kg8 31. Dh8+! Sxh8 32. gxh8D+ Kf7 33. Dg7 wollte
Csom sich dann nicht mehr zeigen lassen
In meinem letzten
Beispiel geht es wieder etwas undramatischer zu
Hier stiftet der f6-Bauer
„Unfrieden in der gegnerischen Stellung. Das Matt auf g7 liegt
immer in der Luft. So muss die schwarze Dame immer in Verbindung mit
dem Feld f8 bleiben
27.
Kf1!
Nun
droht 28.
Txe3 wegen
der Abhängigkeit der Dame von f8
… Tad8
28. Txe3
Mit dem König auf g1
würde jetzt einfach Dxe3+ kommen und die Dame hätte Zeit nach c5
zurückkehren zu können
… Txd3
Um h5 spielen zu können
ohne dass der Ld3 auch noch gegen die geschwächte Königsfestung
gerichtet ist.
29.
Txd3 h5 30. Dg5 Le4 31. Td4 Lxc2 32. Dh6 Df8 33. Dg7+
Hier
strich Schwarz bereits die Segel. Aber das Endspiel wäre auch
hoffnungslos gewesen. Der Superbauer auf g7 ist eine ständige Gefahr
für den König und schränkt König und Turm in ihrer
Bewegungsfreiheit ein. Zum Beispiel in folgender recht logischen
Variante:
33. … Dxg7 34. fxg7 Lb1 35. c5! Lxa2 36. Td6 a5 37.c6 Tc8 38. c7!
Wegen des
Grundreihenmatts ist der c-Bauer tabu. Aber es droht sowieso
Td8+ mit Gewinn
Resümee:
Ein im gegnerischen Lager
postierte Bauer auf der siebten Reihe kann ein Superbauer und eine
Quelle für vielfältige taktische Möglichkeiten sein
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